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Wolfgang Scheuer: Unterschied zwischen den Versionen
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Wolfgang Scheuer hat nach dem Abitur zunächst Germanistik und Völkerkunde studiert. 1947 kam er mit der Zauberkunst in | Wolfgang Scheuer hat nach dem Abitur zunächst Germanistik und Völkerkunde studiert. 1947 kam er mit der Zauberkunst in Berührung als ihm ein Freund Kunststücke aus einem Zauberkasten vorführte. Bereits ein Jahr später trat Wolfgang Scheuer während einer Schulfeier zum ersten Mal öffehtlich auf.<ref>Archiv Jochen Zmeck, Fragebogen ausgefüllt von W. Scheuer</ref> | ||
Als in den 1950er Jahren in der DDR Künstlerausweise gefordert wurden, stellte er sich der Kommision. Er erhielt den "C-Schein", die höchste Einstufung damals für Künstler. | Als in den 1950er Jahren in der DDR Künstlerausweise gefordert wurden, stellte er sich der Kommision. Er erhielt den "C-Schein", die höchste Einstufung damals für Künstler. | ||
Ab 1959 war er hauptberuflich Zauberkünstler. | Ab 1959 war er hauptberuflich Zauberkünstler. | ||
1968 spielte er eine Saison lang im Zikus Bsuch und 1971 | 1968 spielte er eine Saison lang im Zikus Bsuch und 1971 gastierte er abermals im Friedrichstadtpalast, diesmal mit einer eigenen Show.<ref>Das große Hokuspokus, Gisela und Dietmar Winkler, Hentschelverlag Berlin, 1981</ref> | ||
== Die Kalanag-Show == | == Die Kalanag-Show == |
Version vom 5. Juni 2015, 18:34 Uhr
Wolfgang Scheuer ( * 7. Juni 1934 in Potsdam) ist ein deutscher Zauberkünstler.
Leben
Wolfgang Scheuer hat nach dem Abitur zunächst Germanistik und Völkerkunde studiert. 1947 kam er mit der Zauberkunst in Berührung als ihm ein Freund Kunststücke aus einem Zauberkasten vorführte. Bereits ein Jahr später trat Wolfgang Scheuer während einer Schulfeier zum ersten Mal öffehtlich auf.[1]
Als in den 1950er Jahren in der DDR Künstlerausweise gefordert wurden, stellte er sich der Kommision. Er erhielt den "C-Schein", die höchste Einstufung damals für Künstler.
Ab 1959 war er hauptberuflich Zauberkünstler.
1968 spielte er eine Saison lang im Zikus Bsuch und 1971 gastierte er abermals im Friedrichstadtpalast, diesmal mit einer eigenen Show.[2]
Die Kalanag-Show
Besondere Aufmerksamkeit errang Wolfgang Scheuer, als er nach dem Tode von Kalanag dessen Show für eine kurze Zeit präsentierte. Er begann am 20. Oktober 1965 mit den Proben und feierte am 16. November 1965 Premiere im Berliner Friedrichstadtpalast. 1966 sollte die Schow im Pariser Olympia gezeigt werden, was jedoch durch die Regierung der damaligen DDR nicht möglich gemacht werden konnte. [3]
Kritik der Scheuer-Kalanag Show
Die KALANG-REVUE lebt!
Ein Bericht von Siegfried Nitsche-Berlin HOKUS-POKUS
KALANAG-TRICKS zauberhaft verzaubert
Eine Inscenierung des Friedrichstadt-Palastes Berlin
Regie: Direktor Wolf gang E. Struck
Unter diesem Motto ging am 16.11.1965 eine große Zauber-Revue in Scene. Eineinhalb Monate bereiten nun die großen Illusionen der ehemaligen KALANAG-Revue dem Publikum im Haus der 3000 Freude und Entspan¬nung — oder besser wieder neue Spannung!
Doch zuvor ein unbedingt notwendiges Vorwort, um die großen Leistungen hier in Berlin besser beurteilen zu können.
Im November/Dezember war eigentlich ein anderes Programm vorgesehen, welches auf Grund äußerer Umstände ganz plötzlich ausfiel. Kurzentschlossen entschied sich die Direktion die HOKUS-POKUS-Revue in Arbeit zu nehmen. Und so kam es, dass knapp 4 Wochen vor der Premiere noch niemand wußte, wer diese Illusionsschau vorführen wird. Bei einer Besprechung, zu welcher ich damals als Fachberater eine Einladung bekam, wurde speziell das Thema „wer“ behandelt. Aus einer ganzen Reihe von Magier, die zur engeren Wahl standen, entschied man sich einstimmig für den Berliner Magier Wolfgang Scheuer. Er ahnte noch nicht, was ihm bevor stand — und ehrlich gesagt, auch wir ahnten es noch nicht!
In Polen war doch die Show auf Grund örtlicher Vorkommnisse einge¬brochen; in der Bundesrepublik erlitt sie durch eine Fehlorganisation ein völliges Fiasko. Kein Wunder also, daß die Requisiten und Illusionen nicht mehr liebevoll verpakt, sondern leider nur noch zusammengehauen wurden und so später in Berlin ankamen.
In wirklich sehr harter Arbeit, stellten Wolfgang Scheuer und Adalbert Mayer, ein ehemaliger Mitarbeiter bei Kalanag, unterstützt von den Palast-Werkstätten und unser Mitglied Horst Schramke, die alte Show innerhalb von 14 Tagen wieder auf die Beine. Innerhalb von 14 Tagen? Nein, denn die Nachmittage fielen aus. Da lief das große Palast-Kinderprogramm mit dem Prager Clown Ferdinand und verhinderte die Probenarbeit. Ich selbst habe alles miterlebt und kann heute nur sagen: Hut ab vor dem Palastdirektor und Regisseur Wolf gang E. Struck und seinem gesamten Palaststab! Hut ab vor dem Illusions-Leiter Adelbert Mayer, der es manchmal bis oben an satt hatte und heimfahren wollte. Und nicht zuletzt Hut ab vor Wolfgang Scheuer, der als magischer Hauptakteur, zusammen mit seiner Gattin die große Arbeit meisterhaft bewältigt hat.
Es wären noch viele, viele kleine Dinge am Rande zu nennen, die zur richtigen Einschätzung der immensen Leistungen notwendig sind. Vielleicht ein Beispiel: Wolfgang Scheuer kannte 8 Tage vor der Premiere noch nicht einmal alle seine Assistentinnen — nur eines wusste er, von der Zauberei haben sie keine Ahnung, und das ist ja schon sehr beruhigend. Doch nun zur HOKUS-POKUS-Revue, KALANAG-Tricks mit Wolfgang Scheuer im Friedrichstadt-Palast Berlin.
Punkt 19.00 Uhr — das Licht im Zuschauerraum verlöscht — Ouvertüre des Palast-Orchesters unter Leitung des bewährten Musikdirektor Karl Stäcker — große Balletteinleitung „Alles aus dem Hut". Unter dem mittleren, größeren Zylinder erschien Wolfgang Scheuer und präsentiert die ersten „KALANAG-Bekannten" — Klappblumenschale, große Botania, Taubenschatulle (Zeitungskasten), Taubenkäfig, Glasdurchdringung, etc., etc..
Das nun folgende Ballett und die Gesangsdarbietung der charmanten Gisela Marell (DBR), sowie auch alle weiteren sehr guten artistischen Darbietungen, will ich galant überspringen, da ich wohl richtig annehme, daß Sie sich speziell für den zauberischen Teil interessieren. Die erste Illusion war die Dame ohne Mittelstück. Für Magieraugen wechselte zwar die Gesichtsfarbe der Partnerin, etwas, als die „Mitte" fehlte. Für das Publikum aber war es eine vollkommene Illusion. Anschließend folgte die bekannte Scheinerklärung mit dem Milchglas, Tablett mit Servante und Behang und der Milchglasröhre Parallel dazu auf der anderen Seite der Bühne, ein ähnlicher Effekt in Großformat mit Milchkanne, einem Jungen und einer Mühle, in der Art einer Riesen-Fan tasta. Letztere war leider sehr durchsichtig, resp. als Requisit etwas altersschwach.
Im Zirkus spielte die nächste nette Scene, mit dem Raubtierkäfig, in welchem sich ein nettes junges Mädchen in einen nicht ganz ungefährlichen Dingo verwandelte (Dank dem Tierpark Berlin, der das wunderschöne Tier — ich meine den Dingo — zur Verfügung gestellt hat). Mit einem weiteren farbenprächtigen, phantastischen Ballett „Im Reiche des Sonnengottes“, wurde die Schwebende Jungfrau eingeleitet — und sie schwebte auch hier wie zu KALANAGS-Zeiten. Auch erreichte sie die wohl einmalige KALANAG-Höhe!
Nach der Pause kam sodann die Sensation des Abends: Das verschwindende Auto in einer völlig neuen Version: Diesmal verschwindet ein Konzert¬flügel mit Pianisten und der Sängerin Gisela Marell. Minutenlang donnerte der Applaus […].
Operation gelungen ... ! Die KALANAG-Säge kreischte wie früher. Nachdem der „Patientin" der böse Zahn gezogen wurde, merkte „Doktor" Scheuer, daß der ganze Kopf runter mußte, welcher dann auch unter allem drum und dran vom Körper abgetrennt wurde. Leider ging diese Parodie sofort in ein Ballett über und somit auch gleichzeitig der gesamte Applaus verloren. Schade!!
[…] Der sagenhafte indische Seiltrick — es war wohl die letzte KALANAG-Schöpfung — ging nun im UV-Licht über die Bühne. Diesmal war es der „Professor“ Scheuer, der eine Vorlesung über den Indischen Seiltrick hielt, den es nicht gegeben hat und den es auch leider nie geben wird — und im Hintergrund wird die ganze Legende gezeigt. Eine sehr nette Idee —nur leider etwas sehr dunkel. Damit geht auch etwas Wirkung verloren.
Und nun wurde es theatralisch! Das Geheimnis um Chung Ling-Soo — der Todes-Schuß am 23. März 1918.
In der KALANAG-Art das Vorspiel – in der KALANAG-Art der Schluss. Nett, köstlich, die theatralische Parodie.
Und damit kommen wir zum Schluß. Nein es war nicht die Kiste die all¬abendlich an Bord ging. Es war die KALANAG-Wunder-Bar! Hier flossen wieder alle, alle Getränke; verschiedene Weinsorten, Liköre und Harte, Bier, Milch, Limonade, Essig, Tinte, Berliner Weise, usw., usw.. Ich besuchte die Vorstellung am 2. Abend und hier fehlte noch etwas die gewohnte KALANAG-Routine, aber alle Ansätze für eine Totalverbesse¬rung sind vorhanden. In einer Woche dürfte auch die Bar ganz anders aussehen.
Damit endete die neue große Revue der 1000 Wunder im Hause der 3000 (Plätze). Und der Gesamt-Eindruck? Der Magier war teilweise nicht ganz zufrieden — weil er zu sehr Vergleiche zum Großmeister KALANAG zog. Daß es eine Friedrichstadt-Palast-Inscenier'ung war, vergaßen manche. Vielleicht kannten sie auch nicht die ganze „Vorgeschichte". Anders dagegen die Meinung des Laienpublikum — und der Berliner ist stark verwöhnt! Das Publikum war restlos zufrieden. Es war ein wirklich zauberhafter Abend wurde mir und auch anderen mehrfach bestätigt.[4]
Wolfgang Scheuer zog sich Anfang der 1990er Jahre vom aktiven Bühnenleben zurück.
Referenzen
- ↑ Archiv Jochen Zmeck, Fragebogen ausgefüllt von W. Scheuer
- ↑ Das große Hokuspokus, Gisela und Dietmar Winkler, Hentschelverlag Berlin, 1981
- ↑ Ausführungen von Wolfgang Scheuer für die Magische Welt
- ↑ Nitsche, Siegfried: Die Kalanag-Revue lebt!, in: Mitteilungen des Magischen Zirkels der DDR, Nr. 9 vom 28.02.1966, Herausgegeben vom Zentralhaus für Kulturarbeit der DDR, Leipzig