Manipulation
Manipulation beschreibt in der Zauberkunst die Fähigkeit, mit kleineren Gegenständen zu zaubern, wobei vorwiegend die Hände zum Einsatz kommen. Gegenstände wie Bälle, Münzen oder auch Feuerzeuge erscheinen zwischen den Fingern der Hände und verschwinden wieder.
Über die Manipulation
Was macht dir am meisten Spaß in der Zauberei?
Nach wie vor die Manipulation. Damit habe ich angefangen und es ist immer noch mein Fachgebiet. Ich habe auch immer noch Freude daran, Dinge an meiner Manipulationsdarbietung zu verändern. Es macht großen Spaß zu sehen, wie plötzlich etwas ganz Neues entsteht, oder einfach vor dem Spiegel zu stehen und neue Griffe einzuüben. Da geht die ganze Passion hinein, in die Manipulation.
Wie oft stellst du dich vor den Spiegel und übst?
Jeden Tag.
Jeden Tag?Kursiver Text
Jeden Tag! – Wirklich :-)
Machst du dir dazu einen Plan?
Nein, ohne Plan. Es kommt natürlich auch immer ein bisschen darauf an, woran ich gerade arbeite. Und auch die Basics stehen nach wie vor auf dem Programm: Münz-Verschwinden, Sleeving, alte und neue Griffe …
Was siehst du in der Manipulation? Technik, Hilfsmittel?
Manipulation ist für mich die Essenz vom Zaubern. Du hast mich ja vorhin gefragt, was mich am Zaubern fasziniert. Genau das ist es: Wenn jemand quasi mit nichts auf die Bühne kommt und dann mit seinen Händen Wunder erzeugt, das hat mich schon immer total fasziniert.
Manipulation ist also für dich kein bisschen veraltet?
Vielleicht mag es das für den einen oder anderen sein. Für mich persönlich überhaupt nicht. Ich bin aber auch einfach ein großer Fan der alten, klassischen Manipulatoren.
Womit manipulierst du am liebsten?
Mit den Dingen, die auch in meiner Nummer vorkommen. Also mit meinen Uhren, Bällen und Karten.
Wie unterscheidest du gute und schlechte Manipulation?
Für mich sind gute Manipulationsnummern sehr visuell. Wenn Gegenstände erscheinen und sich wieder ins Nichts auflösen, sollte es ein wenig wie echte Zauberei aussehen. Eine gute Manipulation sollte für meine Begriffe auch etwas Spielerisches besitzen und nicht zu schwerfällig daherkommen. Eine gewisse Sicherheit sollte der Künstler ausstrahlen und natürlich sollte auch nicht unbedingt jeder sehen, wo alle Dinge herkommen und wohin sie wieder verschwinden. Für mich war es für die Qualität einer Manipulationsdarbietung aber noch nie ausschlaggebend, mit welchen Gegenständen manipuliert wird. Ich habe mir z. B. nie gedacht, ich muss jetzt mit Klobürsten manipulieren oder Gegenstände verwenden, die gerade „in“ sind oder die noch kein anderer Zauberer zuvor benutzt hat. Es muss einfach gut gemacht sein und einen eigenen Zauber besitzen. Dann ist auch der Gegenstand für mich egal.
Also Manipulation, um Wunder zu vollbringen, und nicht, um Griffe zu zeigen.
Ja, ganz genau.
Hast du Vorbilder in der Manipulation?
Der größte Kartenmanipulator der heutigen Zeit ist für mich nach wie vor Jeff Sheridan. Bei ihm kann ich immer noch staunen wie ein kleines Kind, wenn er einen stinknormalen Fächerfang vorführt. Dabei geht es mir nicht darum, dass ich nicht weiß, wie er jetzt den einen oder anderen Griff macht. Sondern weil es einfach so unglaublich krass aussieht.
Aber natürlich haben mich nicht nur Zauberkünstler beeinflusst, die ausschließlich mit der Manipulation zu tun haben: Alexander de Cova, Salvano, James Dimmare, Lance Burton, Don Allen, Gaetan Bloom, Thommy Wonder, Slydini, Armando Lucero, Norbert Ferre, um nur einige zu nennen.
Von all den Genannten fällt Salvano für mich etwas heraus, da er ja eine wesentlich ältere Generation repräsentiert. Was hat dich an ihm fasziniert?
Weil es bei ihm tatsächlich wie echte Zauberei aussieht. Ich glaube, jeder, der sich mal ein wenig mit der Sparte Manipulation beschäftigt hat, weiß, dass seine Art Gegenstände heimlich aufzunehmen wirklich einmalig ist. Alles aufs Minimalste reduziert. Er bewegt sich kaum und trotzdem erscheinen die Gläser aus dem Nichts.
Hat sich die Manipulation eigentlich auch weiterentwickelt?
Ja, auf jeden Fall. Ich sehe aber auch, dass es von der Stilrichtung wieder ein wenig zurück zur „alten Schule“ geht. Der elegante Frack ist wieder „in“, anstatt mit Jeans und T-Shirt auf der Bühne zu stehen. Die klassischen Manipulationsgegenstände – Bälle und Karten – sind nach wie vor die beliebtesten in einer Manipulationsnummer. Auch wenn die Karten jetzt öfter mal bunt sind. Die Möglichkeiten haben sich allerdings enorm erweitert. Es gibt bessere Gimmicks. Heute verschwindet die Münze nicht einfach so, sondern löst sich auch noch gleich in Rauch auf. Ich glaube nicht, dass die Fingerfertigkeit zugenommen hat. Die hat sich in all den Jahren wahrscheinlich nicht verändert, wir haben ja immer noch 5 Finger und die sind nicht anders ... (Lachen).
Wenn sich jemand für Manipulation interessiert, was rätst du ihm, wie er an die Sache herangehen soll?
Er ist bestimmt nicht falsch, sich erst einmal an die Basics zu machen. Erst mal versuchen, eine Karte sauber in die Backpalm zu bringen, bevor man sich an die schwierigsten Griffe wagt. Auch die Basic kann sehr anspruchsvolle Zauberkunst sein. Der Fächerfang z. B. ist für mich tatsächlich einer der anspruchsvollsten Griffe, die es überhaupt gibt. Vielleicht nicht auf den ersten Blick, aber wenn man dann mal viele Manipulationsnummern gesehen hat, wird man merken, dass es dabei wirklich große Unterschiede gibt. Wie schon erwähnt, wenn Jeff Sheridan das macht, dann hat es für mich etwas komplett Neues, wie ich es noch nie gesehen habe. Und das, obwohl es eine uralte Technik ist und zu den Basics gehört. Ja und dann einfach fleißig üben, sich Gedanken über die Nummer machen. Wie will ich mich auf der Bühne präsentieren? Sich mit der Nummer wirklich auseinandersetzen.
Wenn es dann eine Nummer gibt, so oft es nur irgendwie möglich ist, versuchen, vor Leuten aufzutreten. Zuhause vor dem Spiegel auf die perfekte Nummer hinzutrainiere,n halte ich für falsch. Das wird wahrscheinlich nicht funktionieren. Jedenfalls hat es das in meinem Fall nicht getan, auch wenn ich es mir manchmal gewünscht hätte.
Sollte man die Techniken anhand von Videos, DVDs oder mit Hilfe von Büchern erlernen?
Also ich bin kein Gegner von Videos. Gerade wenn es darum geht, eine Technik einzustudieren, hat man es mit Videos ein wenig leichter.
Kannst du dazu Arbeitsmaterial empfehlen?
Die DVDs von Jeff Sehridan, Jeff Mc Bride oder Shimada sind nach wie vor sehr gut. Damit habe ich vor vielen Jahren wie die meisten meiner Kollegen auch angefangen. Aber auch die neuen Manipulations-DVDs von Lukas Lee kann ich ebenfalls sehr empfehlen. Egal ob Anfänger oder Manipulationsfreak, auf diesen DVDs ist für jeden etwas dabei. (Artist Visual: Ball & Card Manipulation by Lukas, 2 DVD Set + Booklet)
Mit welchen Spielkarten kann man besonders gut manipulieren oder soll man gleich mit den speziellen dünnen Manipulationskarten beginnen?
Das ist ganz verschieden. Da hat jeder seine eigene Methode und Vorliebe. Ich selbst verwende gerne Bee-Karten. Mit den dünnen Manipulationskarten kann ich persönlich nicht so viel anfangen. Aber das ist eben sehr subjektiv. Ich kenne einen Kollegen, der benutzt nur diese Manipulationskarten und spielt sie dann auch mindestens ein halbes Jahr ein, bis sie so weich und geschmeidig für ihn sind, dass er damit gut arbeiten kann. Ich könnte damit jedoch gar nichts anfangen.
Wie sieht es bei Ball-Manipulationen aus. Große oder kleine?
Es ist auf jeden Fall gut, mit großen Bällen zu üben. Dann fällt es später auch wesentlich leichter, die gleichen Griffe mit kleineren Bällen zu machen. Und klar, im Prinzip kann man natürlich auch sagen, je größer der Ball, umso besser ist er auf der Bühne zu sehen.
Mit welchen Bällen arbeitest du?
Ich habe von Anfang mit Fakini-Bällen manipuliert. Die halte ich für sehr gut. Die sind nicht ganz billig, aber sie sind sehr gut. Sie haben auch ein gewisses Gewicht, was ich auch mag. Sie sind Voll-Silikon und es gibt auch sehr gute Schalen dazu.
(Auszug aus dem Interview mit Sebastian Nicolas, Veröffentlicht in Magische Welt, Heft 3, 2014, 63. Jahrg. S. 108 ff.)