Chevalier Agoston
Chevalier Agoston (* 5. November 1826 Oedenburg, heute Sopron, Ungarn als Gustav Böhm; † 10. März 1897 Berlin) war ein österreichischer Zauberkünstler und Zaubertheater-Besitzer.
Leben
Agoston war der Sohn eines österreichisch-ungarischen Gutsbesitzers. Nach der Gymnasialzeit absolvierte er einen Militärdienst und eröffente danach eine Kanzlei.
Etwa seit Beginn der 1860er Jahre begann er als „Chevalier Agoston“ mit Zauberkunststücken zu reisen. Seit etwa 1865 besaß er ein eigenes, zinkgedecktes Zaubertheater, den „Salon Agoston“. Er war, Zitat: „... von 90 Fuß Front und 36 Fuß Tiefe, einzigartig in dieser Zeit.“
Agaston wurde mit seinen Vorstellungen sehr wohlhabend. So soll er mehrere Häuser, kostbaren Schmuck und mehrere Diener besessen haben.
Bei einem Gastspiel in Mühlhausen im Elsaß stürzte sein Theater ein und begrub mehr als 100 Personen unter sich. Agoston mußte rund 50.000 Goldmark an Entschädigungen zahlen, was ihn letztendlich ruinierte. Er kam seit dieser Zeit nie mehr richtig auf die Beine und konnte nicht an seine früheren Erfolge anknüpfen.
Als 66jähriger versuchte er 1892 auf der Leipziger Messe noch einmal ein Comeback – allerdings ohne Erfolg. In den 90er Jahren trat er nur noch auf kleinen Berliner Vereinsfesten auf, wobei ihm seine Frau assistierte. 1896 erkrankte Agoston in Berlin an einer Lungenentzündung, daher reiste seine Frau allein mit dem Zaubertheater.
Böhm starb in einem Armenhaus im Berliner Osten.[1]
Quellen
- Münchener Neueste Nachrichten, Di 24. Juli., Mi 25. Juli 1866: Salon-Agoston. Heute Dienstag, den 24. Juli zwei große brillante Vorstellungen aus dem Gebiete der modernen Salon-Magie, Physik und Illusion in Verbindung mit den großartigen Geister- und Gespenster-Erscheinungen. Anfang der 1. Vorstellung 5 Uhr. 2. Vorstellung 8 Uhr.[2]
- Münchener Neueste Nachrichten, So 12. August 1866: Unwiderruflich zum letzten Male. Salon-Agoston. Heute Sonntag zum Besten bayerischer Krieger: drei große brillante Vorstellungen mit Geister-Erscheinung, sowie Agoston lässt eine lebende Person von der Bühne bis auf die Gallerie fliegen. Anfang der 1. Vorstellung 4 Uhr, 2. Vorstellung 6 Uhr, 3. Vorstellung 8 Uhr. Preise wie bekannt. [3]
- Leipziger Tageblatt, Sa 27. April 1867: Leipzig, 26. April. Wie wir hören, kommt der in Leipzig wohlbekannte Taschenspieler Agoston zur nächsten Messe wieder hierher. Er muß in seinem Fache und in seinen Arrangements bedeutende Fortschritte gemacht haben, denn der „Pforzheimer Beobachter“ schreibt aus Karlsruhe vom 2. März unter Anderm Folgendes von ihm: Herr Agoston aus Ungarn hat während vier Wochen dahier Vorstellungen in der Physik, Magie und Illusion unter großem Zudrange des Publicums gegeben. Sein Salon war schön und geschmackvoll hergestellt und brillant beleuchtet; sein Vortrag und seine Haltung sind angenehm und sehr anständig; seine Kunstfertigkeit und Sicherheit in Ausführung seiner verschiedenen Kunststücke, die theilweise ganz Neues bieten, sind allgemein belobt worden, aber seine Geister- und Gespenster-Erscheinungen haben ganz besonders entsprochen, und auf mündliche und öffentliche Ansuchen wurden für Kinder besondere Vorstellungen gegeben, um bei denselben die Gespensterfurcht zu vertreiben, als gesagt wurde. Wie durch Zauber kommen und verschwinden in unbegreiflicher Schnelligkeit Geister, Gespenster, Todtengerippe, Feen etc. Großes Aufsehen macht Herr Agoston mit den Vorstellungen seiner Sphinx, eines vom Körper getrennten, in einer Holzschachtel befindlichen Kopfes, welcher spricht, trinkt, raucht etc., seines indischen Korbs, welcher leer gezeigt und sodann auf eine mit 4 schwachen Füßen versehene Tischplatte gestellt wird, worauf eine Dame erscheint und in den Korb steigt, welchen Herr Agoston verschließt und mit einem massiven Degen dreimal unter gelindem Schrei der Dame durchsticht. Er öffnet dann den Korb wieder und es befindet sich darin nichts als sämmtliche Kleidung der Dame. In einer anderen Vorstellung sahen wir den Kopf Agostons auf einer mit 3 schwachen Füßen versehenen Tischplatte, er öffnet die Augen und spricht mit dem Publicum; vom ganzen Körper keine Spur.[4]
Nachweise
- ↑ Oettermann, Stephan: Lexikon der Zauberkünstler, Edition Huber, 2004 S. 52
- ↑ Sammlung Hermann Sagemüller, Circus-Archäologie, Quellmaterial zur Erforschung der Cirucs- und Artistengeschichte und ihrer Randgebiete
- ↑ Sammlung Hermann Sagemüller, Circus-Archäologie, Quellmaterial zur Erforschung der Cirucs- und Artistengeschichte und ihrer Randgebiete
- ↑ Sammlung Hermann Sagemüller, Circus-Archäologie, Quellmaterial zur Erforschung der Cirucs- und Artistengeschichte und ihrer Randgebiete