Kalanag
Kalanag (* 23. Januar 1903 in Backnang als Helmut Ewald Schreiber; † 24. Dezember 1963 in Gaildorf), war ein deutscher Zauberkünstler und Autor.
Leben/Wirken
Der Sohn eines Textilgroßhändlers begeisterte sich bereits als 11-jähriger für die Zauberkunst, als er, mit einem Beinbruch im Krankenhaus liegend, Das goldene Buch der Magie von H. F. C. Suhr geschenkt bekam und sofort zu üben begann. Die Eltern, denen die Zaubermanie ihres Sprößling unheimlich wurde, luden den in Stuttgart gastierenden Zauberkünstler Chevalier Ernest Thorn ein, der ihrem Sohn das Zaubern ausreden sollte. Das Gegenteil passierte: Thorn bestätigte ausdrücklich die Begabung des Jungen. Nach dem Abitur studierte Schreiber zunächst Philosophie und Medizin in München. Er gründete den Münchner Magischen Zirkel und trat erstmals 1928 als Zauberkünstler im Kleinkunsttheater Papa Benz in München-Schwabing auf.
Er wurde Schriftleiter der Fachzeitschrift Magie, 1936 Präsident des Magischen Zirkels von Deutschland. Beruflich schrieb er Drehbücher, arbeitete als Dramaturg und Aufnahmeleiter bei rd. 200 Filmen mit; zuletzt war er Produktionschef der Bavaria. Erst 1947 wurde er Berufszauberkünstler und ging mit seiner Zauberschau ,’’Simsalabim wirbelt durch die Welt’’ (und 70.000 kg Gepäck) auf Tournee, begleitet von seiner Partnerin und Ehefrau Gloria. Trotz körperlicher Handycaps – Figur, Plattfüße, hohe Stimmlage und deutliche Dialektfärbung – hatte er Personality und Ausstrahlung – und überzeugte in der Figur des lustigen Onkels.
Er zeigte Wasser aus Indien, das aus einem leer gezeigten Krug in unerschöpflichen Mengen geschüttet wurde, ließ seine Assistentin drei Meter über der Bühne in der Luft schweben usw. Eine seiner spektakulärsten Illusionen war das Verschwindenlassen eines Autos auf der Bühne. 1947 gastierte er im Metropol seiner Heimatstadt Stuttgart. In Wien gastierte er im Ronacher, zweimal im Raimundtheater und einmal im Stadttheater. Tourneen führten ihn nach Spanien, England, Italien, Frankreich, Südamerika, USA, Australien, Afrika und in die DDR. Immer schon ehrgeizig, egozentrisch und eitel wurde der Umgang mit ihm schwierig, als er älter wurde.
Er ließ sich 1960 von seiner Frau scheiden; an ihre Stelle als Assistentin traten nacheinander Nana Gualdi (Angela Ferrari) und Anita Schmitt („Madame Schmidt“). Kalanags Start als Unterhaltungschef der von Adenauer einberufenen Gesellschaft Freies Fernsehen mißglückte ebenso wie der Versuch mit seiner verkleinerten Show wieder Fuß zu fassen. Finanzielle Schwierigkeiten und ein Herzinfarkt kamen hinzu. Er starb an den Folgen eines Gehirnschlags und wurde auf dem Stuttgarter Pragfriedhof begraben. Ein Teil seines Nachlasses gelangte in den Besitz des ehemaligen Präsidenten des MZvD Horst Müller, ebenso zu dem belgischen Zauberkünstler Klingsor, der ihn weiter an Paul Daniels verkaufte.
Von 1936 bis 1949 war Schreiber Präsident des MZvD
Von 1927 bis 1945 war Schreiber Redakteur des Organs Magie.
Veröffentlichungen
Filme produziert von Helmut Schreiber
- Truxa, 1937
- Es leuchten die Sterne, 1938
Literatur (Auswahl)
- Grohmann Karl F.: Die neue Kalanag-Revue 1955, in: Magisches Magazin, 5. Jahrgang, Mai 1955, Nr. 2, S.37 ff.
- Teumer, Dr. H.: Als unser Präsident zauberte!, in: Magie, 24. Jahrgang, Nr. 11/12, November/Dezember 1941, S. 450 ff.
- Wildon, Joe: Einiges über Kalanag, in: Magisches Magazin, 3. Jahrgang, Dezember 1953, Nr. 9, S. 195 f.
- Winkler, Gisela und Dietmar: Kalanag / Sim-Sala-Bim wirbelt um die Welt, in: Das große Hokuspokus - Aus dem Leben berühmter Magier, Henschelverlag, Berlin 1981, S. 285 ff.
- Tauer, Erich: Heitere Zauberkunst Studio 1. Ein Weg zur Magie, Berlin 1969, S. 8.
- Hatch, Richard: Kalanag und die verschwindenden Banknoten in Magische Welt, Heft 1, 1999, Sete 44 ff.
- Koch, Paul: Simsalabim – Da bin ich wieder, Manuskript einer Hörfunksendung, (Feature im SWR2, 23.10.2011) gedruckt im Verlag Magische Welt, MW-Spezial, Nr. 3, 2001, 16 Seiten
Quelle
Lexikon der Zauberkünstler, Stephan Oettermann, Verlag Volker Huber, Offenbach)