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Der Teufel in der Zauberkunst

Aus Zauber-Pedia
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Howard Thurston Plakat mit Teufelchen
Ricky Jay mit Teufelchen

Darstellung des Teufels in der Zauberkunst

Die bildliche Darstellung des Teufels gehört zu den auffälligsten und langlebigsten Symboltraditionen der Zauberkunst. Besonders vom späten 19. bis ins frühe 20. Jahrhundert war die Figur des Teufels – meist in Gestalt kleiner, schelmisch grinsender Dämonen – ein zentrales Motiv auf Plakaten, Broschüren und Programmheften von Zauberkünstlern.

Historischer Hintergrund

Die Vorstellung, dass übernatürliche Kräfte mit teuflischer Hilfe einhergehen, ist tief in der europäischen Kulturgeschichte verwurzelt. Schon im Mittelalter wurden Magier, Alchemisten und Weise mit Dämonen in Verbindung gebracht. Diese begleiteten sie nicht nur in theologischen Abhandlungen, sondern auch in der bildenden Kunst als sinnbildliche Helfer des Bösen.

In der Frühen Neuzeit begegnet der Teufel erstmals in Werken über Taschenspielerei. So enthält Reginald Scots Werk The Discoverie of Witchcraft (1584) nicht nur eine Verteidigung angeblich hexerischer Frauen, sondern auch Beschreibungen von Zauberkunststücken – als Beleg dafür, dass scheinbare Magie auf natürlichen Prinzipien beruhen kann. Die Behauptung, einfache Tricks könnten als Zeichen eines Teufelspakts missdeutet werden, führte zu einer bis heute nachwirkenden Verbindung von Teufel und Zauberkunst.[1]

Bildtradition auf Zauberplakaten

Besondere Popularität erlangte die Darstellung des Teufels auf Werbeplakaten großer Zauberkünstler des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Künstler wie Harry Kellar, Howard Thurston oder Carter the Great ließen sich in Begleitung kleiner roter Teufel abbilden. Diese Dämonen – meist rot, mit Hörnern, Schwanz und Dreizack versehen – erscheinen häufig auf der Schulter des Zauberers oder flüsternd an dessen Ohr. Dabei erfüllten sie eine doppelte Funktion: Einerseits suggerierten sie, dass die Macht des Künstlers aus jenseitigen, „übernatürlichen“ Quellen stammen könnte. Andererseits entlarvte ihre comicartige Gestaltung das Ganze als humorvolle Selbstinszenierung.

Symbolik und Funktion

Die Teufelchen fungieren als Projektionsfläche für das, was beim Zaubern unausgesprochen bleibt: Täuschung, Illusion und das Vergnügen am Regelbruch. Indem sie dem Künstler als „dämonische Assistenten“ zur Seite stehen, entlasten sie ihn moralisch: Nicht er ist der Täuscher – es ist der Teufel, der flüstert und manipuliert.

Diese Bildsprache blieb bis ins 20. Jahrhundert lebendig. In der postmodernen Zauberkunst griff etwa Ricky Jay das Motiv bewusst auf, etwa auf dem Plakat zu Ricky Jay and His 52 Assistants. Auch hier erscheinen zwei kleine rote Teufel – als Zitat, Reflexion und ironischer Kommentar zur eigenen Kunsttradition.[2]

Rezeption und heutige Bedeutung

Mit der Entmystifizierung der Zauberkunst im Zuge von Aufklärung und Säkularisierung verlor der Teufel als reales Bedrohungssymbol an Bedeutung. Seine bildliche Darstellung blieb jedoch als ikonografisches Stilmittel erhalten – in Retro-Designs, Ausstellungen zur Geschichte der Zauberkunst und Sammlungen alter Plakate.

Die kleinen Teufel stehen bis heute für das Spannungsfeld, das die Zauberkunst ausmacht: den Wechsel zwischen sichtbarer Täuschung und unsichtbarer Kraft. Sie sind zugleich Zitat, Kommentar und liebevolle Karikatur – ein augenzwinkerndes Symbol für das Unerklärliche, das unterhält, ohne zu beunruhigen.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Reginald Scot: The Discoverie of Witchcraft. London 1584.
  2. Vgl. Ricky Jay: Jay’s Journal of the Air (CD-Cover), ca. 2000.