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Jean Eugène Robert-Houdin

Aus Zauber-Pedia
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Jean Eugène Robert-Houdin; Foto: Wittus Witt
Jean Eugène Robert-Houdin
Briefmarke zum 100. Todestag, 1971

Jean Eugène Robert-Houdin (* 7. Dezember[1] 1805 in Blois, Frankreich; † 13. Juni 1871 ebenda) war ein französischer Zauberkünstler, Erfinder und Pionier der modernen Zauberkunst. Er gilt als einer der bedeutendsten Zauberer seiner Zeit und wird oft als „Vater der modernen Zauberkunst“ bezeichnet, da er die Zauberei aus Jahrmarktsbuden in elegante Theateraufführungen erhob.

Leben

Kindheit und Jugend

Robert-Houdin wurde 1805 in Blois geboren, wo sein Vater als Uhrmacher tätig war. Ursprünglich sollte er ebenfalls Uhrmacher werden, zeigte jedoch früh Interesse an Mechanik und Präzision, was später in seinen Erfindungen eine Rolle spielte. Seine Leidenschaft für die Zauberkunst entfachte, als er versehentlich ein Buch über Zauberei statt eines Werkes über Uhrmacherei kaufte.

Ausbildung und Karrierebeginn

Nach seiner Ausbildung begann Robert-Houdin, sich intensiv mit mechanischen Apparaturen und Illusionen zu beschäftigen. Erste öffentliche Auftritte absolvierte er in den 1830er Jahren. Mit der Eröffnung seines eigenen Theaters im Jahr 1845 in Paris begann seine Karriere als professioneller Zauberkünstler.

Zauberkunst

Revolutionierung der Zauberkunst

Robert-Houdin brachte die Zauberkunst von den Jahrmärkten in die Salons der Oberschicht und schließlich auf die Theaterbühnen. Er trat in einem Frack auf, was später zum Standardoutfit für Zauberkünstler wurde. Seine Vorstellungen zeichneten sich durch Eleganz, Präzision und Raffinesse aus. 1845 eröffnete er im Herzen von Paris das erste Zaubertheater und lud die Gäste zu seiner „Soiree Fantastique“ ein.

Berühmte Illusionen

Zu seinen bekanntesten Illusionen zählen:

  • Die schwebende Dame: Eine bahnbrechende Illusion, die bis heute Varianten findet.
  • Der schwebende Orangenbaum: Ein mechanisches Kunststück, bei dem ein Orangenbaum zu blühen und Früchte zu tragen schien.
  • Die ätherische Kraft: Ein Effekt, bei dem ein Zuschauer plötzlich eine schwere Kiste nicht mehr anheben konnte.

Erfindungen und Mechanik

Neben seinen Zauberkünsten war Robert-Houdin ein talentierter Erfinder. Er baute mechanische Automaten, darunter einen Schreiber und einen Jongleur, die bei seinen Vorstellungen für Staunen sorgten. Viele dieser Automaten sind heute in Museen zu sehen.

Politisches Engagement

Robert-Houdin wurde 1856 von der französischen Regierung nach Algerien geschickt, um durch Zaubervorführungen die einheimischen Stämme von der Überlegenheit der französischen Kultur zu überzeugen. Diese Auftritte gelten als frühes Beispiel für "psychologische Kriegsführung".

Späteres Leben und Vermächtnis

Nach seinem Rückzug von der Bühne widmete sich Robert-Houdin der Weiterentwicklung seiner Automaten und der Dokumentation seiner Arbeit. 1857 veröffentlichte er seine Autobiografie *Confidences d’un prestidigitateur*. Er verstarb 1871 in seiner

Veröffentlichungen

  • Confidences d'un prestidigitateur. Une vie d´artiste, 1858
  • Les Tricheries des Grecs dévoilés, 1861
  • Note sur de noveaux instruments propres à lóbservation de divers organes de oeil, 1867
  • Les secrets de la Prestidigitation et de la Magie, 1868
  • Les Radiations lumineuses, 1869 – Thema Augenheilkunde

Literatur

  • Lufa, Ed. W.: Robert-Houdin, in: Die Zauberwelt, 5. Jahrgang, Nr. 4, April 1899, S. 49 ff.
  • Lufa, Ed. W.: Robert-Houdin (Fortsetzung), in: Die Zauberwelt, 5. Jahrgang, Nr. 5, Mai 1899, S. 65 ff.
  • Lufa, Ed. W.: Robert-Houdin (Fortsetzung), in: Die Zauberwelt, 5. Jahrgang, Nr. 6, Juni 1899, S. 81 ff.
  • Lufa, Ed. W.: Robert-Houdin (Schluss), in: Die Zauberwelt, 5. Jahrgang, Nr. 7, Juli 1899, S. 97 ff.
  • Kieve, Paul: Wunderwerke der Mechanik, in: Hokuspokus - Von Berühmten Meistern der Zauberkunst und ihren großen Tieren, Verlag GmbH, Berlin 2007, S. 122 ff.
  • Mennicke, Dieter: Wunderwelt der Automaten und Androiden, in: Kassette 6, Henschelverlag, Berlin 1982, S. 31 ff.
  • Schuster, Paul-Heinz: Die Stutzuhr Robert Houdins, in: Magie, 49. JG, Heft 10, Oktober 1969, S. 285
  • Winkler, Gisela und Dietmar: Robert-Houdin / Der Vater der modernen Zauberkunst, in: Das große Hokuspokus - Aus dem Leben berühmter Magier, Henschelverlag, Berlin 1981, S. 9 ff.
  • Die Me­moiren des Robert-Houdin, 1969
  • Steinmeyer, Jim: Hiding the Elephant: How Magicians Invented the Impossible and Learned to Disappear*. London, 2003.
  • The Magic of Robert-Houdin I+II“, 2002.

Weblinks

Quellen

  • Fechner, Christian, The Magic of Robert-Houdin – An Artist’s Life, Band 1, Übersetzung Todd Karr, Editions F.C.F. Boulogne, Frankreich, 2002, ISBN 2-907584-05-7
  • Fechner, Christian, The Magic of Robert-Houdin – An Artist’s Life, Band 2, Übersetzung Todd Karr, Editions F.C.F. Boulogne, Frankreich, 2002 ISBN 2-907584-06-5
  • Fechner, Christian, La Magie de Robert-Houdin – Le Secrets des Soirées Fantastique, Editions F.C.F. Boulogne, Frankreich, 2002 ISBN 2-907584-04-9

Nachweise

  1. In seiner Autobiografie Confidences d'un prestidigitateur nennt Robert-Houdin den 6. Dezember als seinen Geburtstag, eine Angabe, die auch in anderen Quellen wie Mahatma (1. Jg., Heft 1) oder Das große Hokuspokus (Seite 10) übernommen wurde. Tatsächlich beruht dies jedoch auf einer fehlerhaften Umrechnung des ursprünglich im französischen Revolutionskalender angegebenen Datums, dem 16. Frimaire des Jahres XIV. Eine ausführliche Analyse hierzu findet sich in Christian Fechner: The Magic of Robert-Houdin, Band 1, Seite 60.